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Corona Capitalism: Struggles over Nature 724 1024 Susann Schmeisser

Corona Capitalism: Struggles over Nature

with Andreas Malm

At first sight, the coronavirus pandemic is just another random natural disaster. On a closer look, however, the pandemic unfolds in confrontation with pre-existing social institutions. Andreas Malm’s analysis goes even further. In his recent book Corona, Climate, Chronic Emergency: War Communism in the Twenty-First Century (forthcoming with Verso books) he argues that the origin and proliferation of this plague are tightly intertwined with global capitalist production that destroys natural habitats, consumes land and wildlife, trades commodities around the globe, and moves people from one side of the planet to the other at a speed unprecedented in history. Malm’s analysis places capitalism at the heart of the natural disaster, thereby implying a remedy that not only treats symptoms, but eradicates the root causes of the evil.

Andreas Malm is Associate Senior Lecturer in Human Ecology at Lund University and currently Fellow at the Humanities and Social Change Center Berlin. His research focuses on the climate crisis and political strategies to deal with it. He worked especially on the politics of fossil fuels and on the relation of society and nature. Malm is the author of Fossil Capital: The Rise of Steam Power and the Roots of Global Warming (Verso, 2016) and The Progress of This Storm: Nature and Society in a Warming World (Verso, 2018).

Corona im Kapitalismus: Ende des Neoliberalismus? 150 150 Susann Schmeisser

Corona im Kapitalismus: Ende des Neoliberalismus?

Mit Ulrike Herrmann und Alex Demirović

Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem. Für wie lange noch und mit welchen gesellschaftlichen Auswirkungen ist ungewiss. Einigkeit besteht hingegen bei der Einschätzung, dass wir gegenwärtig mit einer einschneidenden Krise konfrontiert sind. Doch um was für eine Krise handelt es sich eigentlich genau? Ist es eine Krise der Gesundheitssysteme, die drohen unter dem Ansturm Schwerkranker zusammenzubrechen?
Eine Krise der Ökonomie, die in Zeiten des Lockdowns weder die Produktion noch den Verkauf von Waren organisieren kann? Eine Krise der Demokratie, weil öffentliche Meinungsbildung und Grundrechtsschutz sich in Zeiten ernsthafter Bedrohungen als zweitrangig herausstellen? Im Rahmen unserer Reihe In Context diskutieren Alex Demirović und Ulrike Herrmann über die Corona-Krise. Im Fokus stehen dabei Überlegungen zur angemessenen Krisenbeschreibung, zu den möglichen Folgen der Krise sowie zu den politischen Alternativen, die sie nahelegt.

Krisen sind – nicht nur der griechischen Ursprungsbedeutung des Wortes nach – Momente der Entscheidung. In ihnen fällt das Urteil, wie tragfähig die von ihnen betroffene Lebensform ist. Auch die Corona-Krise stößt uns nicht einfach nur zu; selbst da wo sie als unverfügbare Naturkatastrophe von außen über uns hereinzubrechen scheint wird sie zur gesellschaftlichen Krise sofern sie auf bestehende soziale Institutionen, Praktiken und Strukturen trifft. Als solche ist sie immer auch das Produkt unserer kapitalistischen (Re)Produktions- und Lebensweise und fördert tiefere Dysfunktionalitäten zutage. Umso mehr hängt davon ab, wie die Krise genau gefasst wird: Ob als Krise der Globalisierung, in der sich nicht nur die Anfälligkeit weltumspannender Lieferketten und die Gefahren des internationalen Reiseverkehrs zeigen, sondern paradoxerweise angesichts eines Virus, das keine Grenzen kennt, nationalstaatliche Besitzstandswahrung überstaatliche Solidarität übertrumpft; ob als Krise neoliberaler Austeritäts- und Privatisierungspolitik, die das Gesundheitssystem schon vor der Pandemie in einen fragilen Zustand gebracht hat; ob als Krise der Arbeit, die zeigt, dass entscheidende Tätigkeiten der sozialen Reproduktion im Care- und Logistikbereich gesellschaftlich disqualifiziert und nur unzureichend entlohnt werden; ob als Krise der sozialen Segregation, in der soziale Benachteiligung arme und diskriminierte Menschen, aber auch ganze Regionen des globalen Südens der Infektion und der ökonomischen Deprivation ungeschützt aussetzt.

Eine Pandemie führt jede Gesellschaftsform an ihre Grenzen, aber mit Blick auf die spezifisch kapitalistischen Dimensionen der Krise, stellt sich die Frage nach Schlüssen, die aus der jetzigen Situation gezogen werden sollten. Dass die Corona-Krise bestehende Probleme und Widersprüche des neoliberalen Kapitalismus verstärkt und wie unter einem Brennglas hervortreten lässt, hat zu Prognosen Anlass gegeben, der Neoliberalismus finde in der gegenwärtigen Krise sein Ende. Tatsächlich werden in der Krise bis eben noch scheinbar selbstverständlich vorherrschende Auffassungen etwa zur Staatsverschuldung oder die Logiken der Ökonomie mit Verweis auf ein höheres Gut schlagartig außer Kraft gesetzt, selbst von der staatlichen Übernahme von Industriebetrieben war sehr schnell die Rede. Doch wie steht es tatsächlich um die gesellschaftlichen Alternativen? Welches sind die Konzepte, die im Zuge des gesellschaftlichen Schocks durchgesetzt werden können? Haben gegenüber Lösungen, die auf den starken Staat setzen, Möglichkeiten einer demokratischen Vergesellschaftung von zentralen sozialen Institutionen überhaupt eine Chance, sich zu entwickeln? Oder wird die Krise in erster Linie den Finanzmärkten nutzen und der Neoliberalismus geht gestärkt daraus hervorgehen, so dass uns nach dem Abklingen der Infektionswellen einfach eine Rückkehr zum Status quo ante bevor?

Foundations of Solidarity – International Critical Theory Summer School 2021 724 1024 Susann Schmeisser

Foundations of Solidarity – International Critical Theory Summer School 2021

Despite a widespread diagnosis that solidarity is in crisis, appeals to solidarity are ubiquitous today. We encounter them on the level of personal and professional relations but also with regard to institutions and systems of social security and welfare. They gain a dramatic character when human lives are in danger, e.g. when refugees have to cross the Mediterranean in floating death traps or when climate change is devastating the livelihood of whole populations. In all these cases, appeals to solidarity are invoking a ‘we’: We, the family or friends; we, the co-workers or professionals of our branch; we, the members of a national community or a social collective; we, leftists or members of a political movement; we, human beings; …

How can the materialist foundations of actual solidarity be rethought without falling back into tacit assumptions of social homogeneity? Class, gender, race, nation, and even humanity have all lost their status as matters of course. Given the effects of sexism and racism, theories of solidarity have to take into account the complex contradictions of capitalist societies which divide subaltern and exploited groups on the domestic level as well as globally. Appeals to solidarity hence run into an uncertainty concerning the foundations of solidarity. Is solidarity the result of a shared form of life or of collective practices? Does it stem from similar experiences or a common situation? Is it marked by adversity or a common enemy? Or is it the effect of a shared devotion to a common cause?

The summer school involved plenary lectures and discussions, reading sessions, smaller group discussions and panel debates. Only the latter was open to the broader public. We explored classical approaches such as Émile Durkheim’s analysis of the modern division of labour, Karl Marx’s claim the proletariat is a universal class that will found society on new relations of solidarity, and Iris Marion Young’s concept of seriality. Besides such classics, we discussed with leading contemporary theorists of solidarity (several of which will be present as instructors) whether or not current approaches of solidarity open up new perspectives for universalism.

Instructors:

Hauke Brunkhorst (Europa-Universität Flensburg)
Robin Celikates (Freie Universität Berlin)
Asad Haider (New School for Social Research)
Rahel Jaeggi (Humboldt-Universität zu Berlin)
Serene Khader (City University of New York)
Frederick Neuhouser (Columbia University)

Organizers: Robin Celikates, Rahel Jaeggi, Susann Schmeißer,
Christian Schmidt (Center for Humanities and Social Change,
Humboldt-Universität zu Berlin), in cooperation with the
Frankfurt Institute for Social Research and the New School for
Social Research (Alice Crary).